Es gibt Tage, die laufen einfach nicht. Häufig sind das Montage. Andere Tage fangen schlecht an, treten dir dann ins Gesicht und dann, obwohl alle Hoffnung verloren scheint, werden sie doch noch um längen besser als es denkbar war.

Vorige Woche, Mittwoch, war geplant nach Italien zu fahren, mit dem Daimler. Am Dienstag, einen Tag vor der geplanten Abreise, ich, gerade auf dem Weg zur Arbeit, gehe in die, normalerweise, abgesperrte Tiefgarage des Studentenwohnheims und wundere mich über die ungewohnte Maserung des Fensters in der Fahrertür.
Blöd nur, dass das keine Maserung sondern ein Einbruch war.

Das Fenster ist hier schon komplett herausgebrochen.

Warum mein Auto zum Opfer fiel weiß ich nicht.
Direkt daneben steht ein Golf 6, ein A6, ein paar unabgesperrte Fahrräder, Motorräder, ein 320d, aber es muss den 190er treffen. Aus dem dann ein popeliger USB Stick geklaut worden ist. Nicht mal mit mit weltbewegenden Dokumenten drauf, keine Kontodaten, keine Passwörter, nur Musik.

Der Polizei habe ich das selbstverständlich gemeldet. Es wurde alles aufgenommen und fotografiert. Nur dass ein Verantwortlicher gefunden wird ist natürlich unwahrscheinlich. Auch auf dem Schaden bleibe ich sitzen. Die Teilkasko greift erst bei Schäden über 150€
Ein Ersatzfenster, Grünglas, noch am selben Tag aufzutreiben und einzubauen ist genauso unwahrscheinlich.

Im Umkreis weiß ich von vier Schrottplätzen, beziehungsweise von Gebrauchtteilehändlern.
Einer hat keinerlei Teile für mein Auto, er konzentriert sich eher auf neuere Altautos.
Der am weitesten entfernte hat seinen Bestand online aufgelistet. Im Onlinekatalog gibt es Scheiben, aber leider bloß Klarglas. Und 40€ für eine gebrauchte, farblich nicht passende Scheibe? Nö, aber immerhin die Fahrt dorthin gespart.
In Schwabach auf dem Schrottplatz steht ein weißer 190er mit blauer Innenausstattung. Und die Scheiben haben einen leichten blauton. Für 25€ aber immerhin als Notlösung für den Urlaub okay.
Bei dem Nürnberger Gebrauchtteilehändler fliegen ganz hinten, in der „VW- STRASSE”  ein paar Türen von 124ern und 201ern rum. Und nachdem ich mein Stückchen Papier hinter mehrere Fenster gehalten habe und mich seelisch schon auf ein einzelnes Klarglasfenster vorbereitet hatte, habe ich mein neues grünes Seitenfenster gefunden.

Der Ausbau der „Scheibe” ist kein großer Aufwand mehr gewesen. Lag ja am Morgen fast komplett neben dem Auto.
Türverkleidung weg, Türfolie weg, Fensterschachtdichtungen raus popeln und diese von Scherben befreien, Schraube an der Fensterschiene auf, ein wenig hin und her gerüttelt und ich hatte die Schiene, in der die Scheibe bis vor kurzem befestigt war, in der Hand.

Das neue alte Fahrerfenster war nach einer Reinigung auch einbaubereit.
Erstaunlicherweise lief der Einbau weitestgehend problemlos ab. Eventuell sogar zu leicht. Das könnte daran liegen, dass ich das Führungsgleitstück vom Fenster nicht verbaut habe. Das war nämlich unter einem Haufen Glasbrösel dreigeteilt in der Tür. Reparabel war das Plastikteil leider auch nicht, dafür bei Mercedes für knappe 10€ lieferbar.

Durch den Glasschaden musste der Urlaub verschoben werden, durch das Glück bei der Ersatzteilbeschaffung jedoch nur um einen Tag.
Auf diesen mehr als 1500 Kilometern lief der Daimler absolut problemlos, eine nette Überraschung war der verführerisch geringe Verbrauch von unter sieben Litern.
Der Plan war, das Führungsstück noch in Italien nachträglich einzubauen. Aber es hat mich dann doch mehr gereizt, mich im Meer aufzuhalten als mich mit dem Fenster rumzuschlagen.
Wie das mit den Provisorien ist, wissen wir alle..